sibylle matter brügger im Interview

Sibylle Matter Brügger ist als Chief Medical Officer die primäre Ansprechperson für die Triathlet*innen und hat die Leitung über das Medical Team inne. Sibylle ist neben Ihrem Mandat bei Swiss Triathlon in einem 60%-Pensum bei Medbase Bern Zentrum als Sportärztin tätig. Zudem ist sie bei Swiss Olympic im Projekt «Frau und Spitzensport» und bei Swiss Cycling als Verbandsärztin tätig. Sie war von 1996-2010 im Nationalkader von Swiss Triathlon, nahm an den Olympischen Spielen in Sydney 2000 teil und erreichte unter anderem beim Ironman Hawaii die Top Ten.

 

Sibylle, welches sind deine Aufgaben als Chief Medical Officer?

Meine Hauptaufgabe besteht darin, für eine gute Gesundheit der Athlet*innen im Nationalkader zu sorgen. Bei Verletzungen setzt ich mich dafür ein, dass sie schnell wieder einsatzbereit sind. Das Ziel ist, dass sie langfristig gesund bleiben und nicht nur während einer Saison. Ein grosser Teil meiner Arbeit ist auch die Koordination und Kommunikation mit den Sportärzten und Physiotherapeut*innen, mit den Coaches sowie der Chefin Leistungssport von Swiss Triathlon.

 

Wie sieht die Betreuung der Athlet*innen aus?

Die Athlet*innen werden meist zu Hause durch ihre bekannten medizinischen Fachpersonen betreut, oft sind dies gleichzeitig Ärzte und Physiotherapeuten des Verbands oder sonst erfolgt eine direkte Kommunikation mit diesen. Einmal pro Jahr wird eine sportärztliche Untersuchung durchgeführt, welche auch von World Triathlon verlangt wird. Zudem sind wir bei EM und WM vor Ort im Einsatz und betreuen die Athlet*innen vor, während und nach dem Wettkampf.

 

Wie können wir uns einen typischen Wettkampftag mit dir als betreuende Sportärztin vorstellen?

Am Wettkampftag integriere ich mich ins Betreuerteam und helfe mit wo ich kann. Wenn Start und Ziel nicht am gleichen Ort sind, teilen wir uns auf der Wettkampfstrecke auf.

Ich warte selbstverständlich nicht untätig, bis allenfalls ein Unfall passiert, sondern helfe dem Team und übernehme auch Aufgaben, die nicht per se medizinischer Art sind. So gebe ich z.B. Infos über Penalties oder Zeitrückstände während dem Rennen.
Sibylle Matter Brügger

Prio hat natürlich immer der/die Athlet*in. Stürzt z.B. jemand oder hat eine andere medizinische Frage, dann kümmere ich mich zuallererst um die Person. Unfälle passieren leider immer wieder. Falls die Ambulanz kommen muss, versuche ich natürlich und mit der oder dem Verletzen ins Spital mitzufahren. Dies ist auch schon vorgekommen.

 

Wie reagierst du in solchen Situationen?

Wenn jemand stürzt oder im Ziel zu Boden geht, weiss man nicht auf den 1. Blick sofort was genau passiert ist und ob es ein medizinisches Problem ist oder ob er/sie einfach erschöpft oder enttäuscht ist. Es ist manchmal eine Herausforderung, die Situation schnell richtig einzuschätzen und entsprechend zu reagieren.

 

Mit welchen Problemen haben die Athlet*innen sonst noch zu kämpfen?

Oft kommen Erkältungen oder Verdauungsprobleme vor. Ich bespreche mit den Athlet*innen, wie sie damit am besten umgehen können und was sie tun können, damit sie diese Probleme vermeiden können.
Bei Anlässen mit mehreren Wettkämpfen in Folge mache ich Athlet*innen darauf aufmerksam, wie wichtig das Wiederauffüllen der Energiespeicher zwischen den Wettkämpfen ist.

 

Was denkst du schätzen die Athlet*innen an deiner Betreuung?

Ich denke, sie schätzen es, dass ich einfach für sie da bin, wenn sie ein (medizinisches) Problem haben oder sie Fragen dazu haben. Sie haben mir auch schon gesagt, dass sie froh sind, wenn ich mit ihnen an die Dopingkontrolle mitgehe.

 

Was findest du wichtig und möchtest du den jungen Triathlet*innen mit auf den Weg geben?

Ich finde es wichtig, dass junge Athleten lernen, ihren Körper als ein Werkzeug zu verstehen, den man pflegen muss. Sie müssen lernen, Sorge zu ihrem Körper zu tragen. Dieses Bewusstsein wächst erst nach und nach mit der Zeit. Und das ist das Geheimrezept.

 

Was wissen die wenigsten über deine Aufgaben?

Vielleicht, dass meine Aufgaben übergreifend sind. An einem Wettkampftag warte ich nicht einfach, bis ein medizinisches Problem vorliegt. Ich helfe den Athlet*innen, indem ich ihnen auch mal den Rucksack trage und nicht nur medizinisch für sie da bin. So wächst dann auch das Vertrauen zu den Athlet*innen und sie geben automatisch mehr von sich preis und ich kann mit ihnen Themen besprechen, welche auf den ersten Blick nicht auffallend waren.

 

Was gefällt dir am besten an deiner Tätigkeit?

Ein kleines Puzzleteil vom Ganzen zu sein, das dazu beiträgt, Athleten zu Spitzenleistungen zu bringen. Da ich selbst im Kader war, kenne ich die Situationen und kann mich sehr gut in die Athlet*innen einfühlen. Es macht mir viel Spass, zuzuschauen, wenn jemand eine Topleistung erbringt. Dies ist nur mit einem Team möglich, das flexibel zusammenarbeitet. Es freut mich jeweils, wenn meine Mitarbeit als Teil dieses Teams verstanden und geschätzt wird.

Vielen Dank Sibylle, dass du dich für dieses Interview zur Verfügung gestellt hast!

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